Protokoll See Haarhausen

Besichtigung der neu angelegten Flachwasserzonen und Laichkrautansiedlungsversuche im Haarhäuser See (AV Borken e.V.)
Kurzprotokoll zur Begehung am 17.05.2019 mit M. Weidemann und anderen Vereinsmitgliedern
Im Rahmen einer umfangreichen fischbiologischen Bestandserfassung am Haarhäuser See im Jahr 2016 (DÜMPELMANN & ROHN 2016) wurde empfohlen, statt Fischbesatz zu tätigen, langfristige Biotopverbesserungen am See durchzuführen. Da der Haarhäuser See – wie viele Baggerseen – nur sehr wenige produktive Uferbereiche mit geringer Wassertiefe aufweist und zur Zeit der Untersuchungen 2016 auch nur kleinste Bestände an Wasserpflanzen zu erkennen waren, wurde im Gutachten 2016 empfohlen, Flachwasserbereiche anzulegen. Gleichzeitig sollte der Versuch unternommen werden, einheimische Großlaichkräuter (Potamogeton spec.) anzusiedeln, da Fischarten wie Hecht, Schleie und Rotfeder im Rahmen ihrer Entwicklung unbedingt an Wasserpflanzenbestände angewiesen sind und Wasserpflanzen grundsätzlich Deckung, ein hohes Nahrungsaufkommen durch Besiedlung der Blattoberflächen mit Fischnährtieren und Jungfischhabitate bieten.
Diese Vorschläge des Gutachtens wurden vom Verein aufgegriffen und in den Jahren 2017/2018 umgesetzt. Dabei erfolgten die Anlage von Flachwasserbereichen an drei Stellen des Haarhäuser Sees. In diese wurden 2018 die beiden einheimischen Großlaichkrautarten Spiegellaichkraut (Potamogeton lucens) an zwei Standorten sowie Durchwachsenes Laichkraut (Potamogeton perfoliatus, Rote Liste Hessen 3!) an einem Standort in kleineren Trupps angepflanzt.
Die Pflanzen stammen aus einer Artenschutz-Teichanlage im LK Marburg-Biedenkopf und sind Nachzuchten hessischen Ursprungs. Zum Schutz vor Wasservögeln, welche Wasserpflanzen sehr gerne fressen, wurden diese Anpflanzungen mit Hasendraht umzäunt und mit Flatterbändern oberflächlich abgespannt (vgl. Bilder 1+4). Diese Schutzvorrichtungen können nach vollständiger Etablierung der Bestände innerhalb der Umzäunung entfernt werden, da nach Entwicklung eines gut ausgebildeten Wurzel- und Rhizomgeflechts die Pflanzen durch Abfressen nicht mehr vollständig zerstört werden können
Bei einer Begehung am 17.05.2019 waren folgende Verhältnisse vor Ort festzustellen:
An allen drei Standorten erfolgte eine Etablierung der eingebrachten Wasserpflanzen innerhalb der Umzäunungen. Trotz plackiger Grünalgenmatten an der Oberfläche in Teilen der Uferzonen waren besonders vom Spiegellaichkraut kräftige Pflanzen bis z.T. an die Wasseroberfläche entwickelt (vgl. Bild 2). Am Standort des Durchwachsenden Laichkrauts in der großen, östlichen Flachwasserzone war die Entwicklung der Pflanzen in der Fläche spärlicher (vgl. Bild 4). Dies liegt auch an der anderen wuchsform der Art, welche einzelne, dünner Stängel entwickelt und auch wegen der kleineren Blätter nicht so dicht wirkt wie das Spiegellaichkraut.
Zusätzlich waren im östlichen Flachwasserbereich Schwärme junger Rotaugen zu beobachten, die die neue Struktur nutzten. Durch einwachsen von Binsen und anderen Sumpfpflanzen entwickelt sich in den neuen Flachwasserzonen ein ökologisch hoch reproduktiver Standort. Bei weiterer Entwicklung und (hoffentlich) Ausbreitung der beiden Großlaichkrautarten entstehen so nicht nur für Fische Lebensräume, die im Haarhäuser See bisher Mangelhabitate darstellten. Es ist davon auszugehen, dass vermehrt Jungfische, die auf Grund fehlender Uferstrukturen bisher ins Freiwasser ausgewichen sind (z.B. Rotauge (vgl. Gutachten 2016, S. 21 oben)) und phytophile Arten stark von den neuen Strukturen profitieren werden und ihren Beständen gefördert werden.
Zusätzlich entwickelt sich in der neu angelegten Flachwasserzone im Osten in einem halbschattigen Bereich das einheimische Schwimmende Laichkraut (Potamogeton natans), welches über Schwimmblätter bei weiterer Etablierung auch eine Schwimmblattzone in Teilen des Seeufers entwickeln könnte.
Es wird vorgeschlagen, aktuell anfallendes Totholz (Äste etc.) aus den Flachwasserzonen zu entfernen, um das Wasservolumen dieser wertvollen Lebensräume zu erhalten.